EHEC – schlimmer als Fukushima!
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- 5 Juli 2011
Wir gehen mit der Zeit. Bestimmte noch vor sechs Wochen die Katastrophe in den japanischen Atomreaktoren die Medienlandschaft, scheint dort jetzt alles wieder in Ordnung zu sein. Nein, nicht ein, nicht zwei, sondern drei Reaktoren sind explodiert und das pünktlich zum 25. Jahrestag der Katastrophe von Tschernobyl. Welch ein Wahnsinn. In 25 Jahren, zum 50. Jahrestag der ersten Atomkatastrophe, werden etwa eine Million Menschen an den Folgen der Strahlung verstorben sein. Egal, jetzt haben wir EHEC. Das Kürzel steht für Enterohämorrhagische Escherichia coli und ist ein gramnegatives Stäbchenbakterium. Es wurde bereits 1977 erstmals beschrieben und verursacht beim Menschen blutige Darmdurchfälle. Seit 2003 ist in Deutschland ein deutlicher Anstieg von Erkrankungen zu verzeichnen. Besonders in Süddeutschland waren meist Kinder unter fünf Jahren von der Krankheit betroffen. Im Jahr 2009 erkrankten in Deutschland 836 Menschen an EHEC.
Was ist jetzt anders, was ist neu? Die Erkrankungen in diesem Jahr nehmen einen besonders schweren Verlauf, Körperorgane wie die Niere werden angegriffen, ihr versagen führt zum Tod. Was ist neu? Eigentlich nichts, egal ob BSE, H5N1, Schweinegrippe oder was sonst noch als Epidemie durch das Dorf getrieben wird, es ist immer das Selbe. Wir stellen verblüfft fest, dass extreme Haltungsbedingungen, extreme und abartige Tierernährung und eine Landwirtschaft die zum Ziel hat, ihre Kundschaft zu entsorgen, krank macht. Zuerst die Tiere, die geben die Erreger gern an die, ach doch so verwandten, Warmblütler der Gattung Mensch weiter. Was wundert uns? Das Tiermehl wahnsinniger Schafe an Rinder verfüttert nicht unbedingt die Fleischqualität steigert? Hühnerkot an hungrige Schweine weitergereicht nicht jedermanns Sache ist? Gülle und Fäkalien, ausgebracht auf „Lebensmittel“, nicht nur der Stickstoffzufuhr dient, sondern Nebenwirkungen entwickelt? Wir stehen am Ende der Nahrungskette als Krone unserer Schöpfung! Woher kommt der EHEC Erreger? Von spanischen Gurken, von Keimen aus Niedersachsachsen oder aus Magdeburger Mülltonnen?
Jedes Bundesland hat da seine eigene Theorie, jede Behörde ihr eigenes Herangehen. Wir können nur froh sein, dass nichts Ernstes passiert ist. Natürlich sind Menschen verstorben, dass tun sie im Straßenverkehr auch. Jeden Tag! Niemand käme auf die Idee hierzu eine Kommission zu bilden. Das ist normal. Genauso normal sind Lebensmittelskandale. Warum?
Wir brechen unsere Landwirtschaft auf Hartz IV Niveau herunter, geringe Produktionskosten, geringe Preise. Der Fehler liegt im System. Wenn es nicht gelingt, eine Landwirtschaft zu etablieren, die von hochwertigen, gesunden und ökologisch hergestellten Produkten leben kann, sind die nächsten Skandale vorprogrammiert. Genauso muss es gelingen, allen Menschen im Land eine Perspektive jenseits von Hartz IV zu gewährleisten. Ernährung ist ein hohes Gut und wie schön wäre es, wenn Lebensmittelvergifter (wenigstens) wieder geteert und gefedert durch die Stadt getrieben würden. Der Fehler ist das System. Bald wird EHEC kein Thema mehr sein. Eines ist aber gewiss, die Natur wird uns weiter mit neuen Varianten von Krankheitserregern überraschen. Mein Geheimtipp ist immer eine Flasche guten schottischen Whiskey zur Desinfektion im Haus zu haben.
Meine Mutter hat immer Fleisch gekauft, egal ob BSE, H5N1 oder Schweinegrippe aktuell waren. Gemüse kauft sie jetzt nicht mehr. EHEC-schlimmer als Fukushima!
Dieser Artikel wurde in der Zeitschrift „LIGA Libell“ der Grünen Liga Brandenburg erstveröffentlicht.