300 mal gegen Lärm und Feinstaub
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- 29 November 2019
Ein Jubiläum ist meist ein Anlass zur Freude. Meine Freude anlässlich der 300. Montagsdemo gegen Fluglärm im Terminal 1 des Frankfurter Flughafens ist jedoch getrübt: Wenn Menschen hunderte Male etwas eigentlich Selbstverständliches einfordern - nämlich ein im wahrsten Sinne des Wortes ruhiges Leben ohne permanente Gesundheitsgefährdung führen zu können – ohne dass darauf seitens des Flughafens und der Politik spür- bzw. hörbare Konsequenzen gezogen werden, kann das eigentlich nur frustrieren. Jeder im Rhein-Main-Gebiet weiß schon lange, dass die Anzahl der Flugbewegungen am Frankfurter Flughafen gedeckelt werden muss und jegliche Ausbaumaßnahme die Region über Gebühr belastet. Trotzdem wird ein neues Terminal gebaut und (Luft)verkehrsvermeidung bleibt für die Landesregierung ein Fremdwort. Auch in Berlin ist es ganz still in Sachen Fluglärmschutz. Nach Vorlage eines dürftigen Fluglärmberichts durch die Bundesregierung macht diese bisher keine Anstalten, wenigstens die kleinen darin enthaltenen Verbesserungsvorschläge in der Lärmschutzgesetzgebung umzusetzen. Solche Ignoranz ist nur schwer zu ertragen.
Aber genau deswegen überwiegt die Freude über die 300. Montagsdemo letztlich doch. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben nicht nur einmal mehr unterstrichen, dass die Fluglärmproblematik von den Verantwortlichen nicht geräuschlos ausgesessen werden kann. Die auf der Demo gestartete Initiative „Deutschland-fliegt-nicht“ beweist, dass Bürgerinitiativen zunehmend lokale und globale Problemstellungen verbinden und so neue, stärkere Allianzen bilden können. Und mit ihrer Forderung, den klimaschädlichen Luftverkehr durch Verzicht auf Kurzstreckenflüge zu reduzieren, haben die Initiativen mal wieder völlig Recht!
Der internationale Luftverkehr ist derzeit für drei Prozent der weltweiten direkten CO2-Emissionen verantwortlich und würde im Emissions-Ranking der Staaten einen Platz unter den ersten 10 einnehmen. Zieht man die weiteren klimarelevanten Faktoren des Luftverkehrs in Betracht, allen voran die Wolkenbildung, trägt das Fliegen bereits jetzt etwa knapp fünf Prozent zur globalen Erwärmung bei.
Dem Luftverkehr wird bis zum Jahr 2050 ein Wachstum von 300-700 Prozent prognostiziert, wodurch sich die klimaschädlichen Wirkungen des Luftverkehrs vervielfachen würden. Angesichts des Klimawandels ist dies eine fatale Prognose. Die Emissionen des Luftverkehrs müssen, wie die Emissionen in allen anderen Bereichen, vielmehr deutlich sinken.
DIE LINKE hat dabei das gleiche Credo wie die Frankfurter Demonstrantinnen und Demonstranten: Global denken, lokal handeln! Wir wollen Kurzstreckenflüge umgehend deutlich verteuern und so den Umstieg auf die Bahn befördern. Auch wenn unsere Forderungen jüngst im Bundestag abgelehnt wurden, wird unser Protest gegen eine klima- und gesundheitsschädliche Verkehrspolitik nicht verstummen – genau wie montags die Stimmen der Menschen im Terminal 1 des Frankfurter Flughafens.
Foto: Rainer Sturm pixelio.de