"Bienenschutz findet immer noch zu wenig Beachtung."
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- 15 Januar 2011
1. Ist ein weitreichendes Verbot von Pflanzenschutzmitteln zum Schutz der Bienen sinnvoll?
Tackmann: Pflanzenschutzmittel sind zur Regulierung von Pflanzenschädlingen vor allem in der konventionellen Landwirtschaft, aber auch im Ökolandbau nötig. Wichtig ist aber, dass ihr Einsatz konsequent auf das wirklich Nötige reduziert wird und dass sie weniger umweltschädlich, vor allem weniger schädlich für Insekten werden. Außerdem muss Vorbeugung deutlich mehr Gewicht bekommen, zum Beispiel durch risikoarme Anbaukonzepte. Unser Leitbild ist die Ökologisierung der gesamten Landwirtschaft. Bienenschutz findet immer noch zu wenig Beachtung. Hier sind strengere Kriterien für Wirkung und Ausbringung anzuwenden und effektiv zu kontrollieren.
2. Kann die Bekämpfung der Varrora Milbe, als größter Feind der Biene, noch weiter unterstützt werden?
Tackmann: Die Stärkung der Forschung zu Verhütungs- und Bekämpfungskonzepten bei Bienen ist dringend –generell müssen die Agrarwissenschaften wieder mehr Beachtung finden. Aber auch Beratung und Weiterbildung der Imkerschaft müssen vorangebracht werden. Ein „Bienen-Führerschein“, der auch Schädlings- bzw. Krankheitsbekämpfung beinhaltet, könnte dabei helfen.
3. Eine zu geringe Blütenvielfalt in der deutschen Vegetation macht die Nahrungssuche für Bienen schwer. Sollte in die Gestaltung landwirtschaftlich genutzter Flächen eingegriffen werden, um eine größere Vegetationsvielfalt zu gewährleisten? Beispielsweise durch vorgeschriebene Grünstreifen mit Büschen und anderen Pflanzen, um ein gleichmäßiges Nahrungsangebot für die Bienen von Frühling bis Herbst sicherzustellen.
Tackmann: Die gemeinsame europäische Agrarpolitik (GAP) wird sich nach Ablauf der aktuellen Förderperiode 2013 auf neue Herausforderungen einstellen müssen. Erhalt der biologischen Vielfalt muss neben Wasser- und Bodenschutz oder Klimawandel zielgenauer agrarpolitisch unterstützt werden. Daher begrüßt DIE LINKE Debatten zum Beispiel zur Bindung von Subventionen an die Einrichtung von ökologischen Vorrangflächen, die auch das Nahrungs- und Lebensraumangebot für Bienen verbessern würden. Dies könnten Feldgehölze, Ackerrandstreifen, Gewässerrandstreifen oder extensive Wiesen und Weiden sein. Aber auch die Pflanzenvielfalt auf dem Acker selbst muss sich wieder erhöhen und bienenfreundlicher werden. Bienenweide-Pflanzen als Zwischenkulturen wären eine sinnvolle Alternative.
4. Sollten Imker besondere Förderung erfahren?
Die Imkerei ist eine gesellschaftlich sehr wichtige Aufgabe, nicht nur wegen der finanziell kaum zu ermessenden Bestäubungsleistung für die Landwirtschaft. Die ungenügende Anerkennung ihrer engagierten Arbeit in Politik und Gesellschaft sowie die schwieriger werdenden Rahmenbedingungen tragen dazu bei, dass die Imkerverbände mit enormen Nachwuchsschwierigkeiten zu kämpfen haben. Daher sind Vorhaben zur gezielten Nachwuchsförderung – beispielsweise Imker-Patenschaften oder Schnupperkurse – gezielt zu unterstützen. Das Aus- und Fortbildungsprogramm (z.B. im Rahmen eines Bienen-Führerscheins) könnte ebenfalls gefördert werden. Mit einer Imagekampagne für eine bessere gesellschaftliche Anerkennung der Leistungen der Imkerinnen und Imker könnte breiteres Interesse an dieser Arbeit geweckt werden.
Dieses Interview führte Das Parlament.