Kein Ackerland für Spekulant!

Kein Ackerland für Spekulant!

Diese Losung war auf einem der vielen selbstgemalten Plakate zu lesen, mit denen am vergangenen Montag eine kleine Schaar vom nordhessischen Bahnhof Eichenberg zur Gemeinderatssitzung ins zwei Kilometer entfernte Hebenshausen zogen. Die etwa 150 Menschen demonstrierten gegen ein neues Logistikzentrum, das dort auf über 80 Hektar bestem Ackerboden errichtet werden soll. Der Großinvestor „Dietz AG“ ist mit der Vermarktung beauftragt. Der Deal findet mit Unterstützung der Landesentwicklungsgesellschaft statt. Die Bügerinitiative gegen diese Pläne hat viele gute Argumente, welche die nur 1800 Einwohner-kleine Gemeinde betreffen, die ein gewaltiges finanzielles Risiko eingeht. Hier geht es um die Lebensqualität der Menschen, die einem Renditeobjekt mit 16 Meter hohen Hallen geopfert würde.

Das wichtigste aber ist, dass es hier sehr grundsätzlich um die Frage geht, in welche Richtung unser Land entwickelt wird: sollen Exportmärkte gestützt werden, oder stehen Mensch und Umwelt im Mittelpunkt. Nordhessen könnte Vorreiter für die sozial-ökologische Entwicklung landwirtschaftlicher Räume sein: mit regionaler Wertschöpfung, guter Arbeit sowie Schutz von Klima und Ressourcen. Die Uni Witzenhausen für ökologische Agrarwissenschaften ist eigentlich ein Schatz, der viel zu wenig genutzt wird. Dort werden viele junge Leute ausgebildet, die eine Perspektive in der Region suchen und dafür Unterstützung brauchen. Warum nicht Obst, Gemüse, Getreide und Fleisch aus heimischer Produktion fördern – für gesundes Essen in Schulen und Kitas, das allen Kindern zugute kommt. Warum nicht Subventionen für Handwerk und „Repair-Cafes“, für langlebige Möbel und Haushaltsgeäte… Satt dessen setzt die auch die schwarz-grüne Landesregierung auf die „Logistik-Drehscheibe“ Nordhessen: noch mehr Transport und Verkehr; noch mehr Waren auf langen Wegen quer durch Europa; noch mehr Profite für Amazon, Zalando und co. In dieser Branche herrschen Niedriglöhne vor und die Internetriesen zahlen kaum Steuern. Das ist wirklich nicht nachhaltig.

Wer sich für klimagerechtes, sozial-ökologisches Wirtschaften in Hessen einsetzen will, ist eingeladen: am Dienstag, 24. Juli findet die nächste Aktion statt, im Rahmen der „tour de natur“. Infos gibt es bei der Bürgerini: www.neb-bleibt-ok.de

„Bericht aus Berlin“ für das Gelnhäuser Tageblatt (11.07.2018)