Broschüre: Radfahren für alle
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- 18 August 2017
- von Linksfraktion
In der Broschüre "Radfahren für alle. Für gerechte Verkehrsverhältnisse: Radverkehr fördern!" setzt sich die Linksfraktion ausführlich mit der Realität und dem Potential des Radverkehrs auseinander. Die Förderung des Radfahrens ist ein ganz zentraler Baustein innerhalb der Verkehrswende, mit der sich die Lebensqualität für uns alle enorm steigern ließe.
(Download als pdf, A5, 37 Seiten, 3,45 MB)
Im Folgenden hier das Vorwort sowie "Kurzgefasst: 7 Punkte für Fahrradgerechtigkeit"
Vorwort
Vor 200 Jahren hat Karl Freiherr von Drais das Fahrrad erfunden. Innerhalb von hundert Jahren entwickelte es sich zum Massentransportmittel. Da es für viele Menschen erschwinglich war, ermöglichte es ihnen erstmals eine schnellere Fortbewegung als zu Fuß. Doch schon vor dem Zweiten Weltkrieg und nach seinem Ende wurde die Massenmotorisierung in Deutschland vorangetrieben, viele Milliarden in autogerechte Straßen verbaut, das Verkehrsrecht weiter an den Autoverkehr angepasst und das Fahrrad verdrängt. Grundsätzlich ist das bis heute so. Wir wollen es ändern!
Wir wollen Lärm, Dreck und Abgase vermeiden. Wir wollen umwelt- und menschengerechte Verkehrsverhältnisse schaffen. Die Lebensqualität aller muss das Ziel sein. Dazu müssen Geld und öffentlicher Raum umverteilt werden.
Das Rad soll wieder das Verkehrsmittel Nr. 1 werden – es ist ökologisch, kostengünstig, gesund und schnell. Wer Fahrrad fährt, ist flexibel unterwegs und auf kurzen Strecken oft am schnellsten, zumal die meisten Wege, die in der Stadt und über Land gefahren werden, kürzer als 10 Kilometer sind. Das Fahrrad garantiert individuelle Freiheit, ohne andere einzuschränken, auch für Kinder und Jugendliche und für alle, die sich kein Auto leisten können oder wollen.
Letztendlich geht es auch um globale Gerechtigkeit: Die herrschenden Verkehrsverhältnisse gehen auf Kosten der Armen im globalen Süden. Der Klimawandel wird »befeuert«, der Kampf um Öl und Gas, auch der Raubbau von Eisenerz oder Lithium zerstören Lebensgrundlagen und verschleudern Ressourcen. So sind auch weder Elektroautos noch »autonomes Fahren« wirkliche und nachhaltige Alternativen.
Investitionen in eine vernünftige Verkehrswende, die dem Fahrrad einen zentralen Platz einräumt, können unser aller Lebensqualität enorm steigern. Mit unseren Vorstellungen und Forderungen wollen wir dazu beitragen.
Sabine Leidig, verkehrspolitische Sprecherin
Kurzgefasst: 7 Punkte für Fahrradgerechtigkeit
- Verkehrsplanung wollen wir zur Mobilitäts- und Logistikplanung entwickeln. Das Ziel: Mobilität und Versorgung für alle – mit möglichst wenig Verkehr. Das ist der Kern der sozialökologischen Verkehrswende.
- Der Umweltverbund (zu Fuß, per Rad, mit öffentlichem Nahverkehr) braucht Vorrang gegenüber dem motorisierten Individualverkehr (MIV). Das Fahrrad kann zu dem Verkehrsmittel werden, mit dem ein Großteil der Menschen die meisten ihrer Wege zurücklegen.
- Wir wollen den öffentlichen Verkehrsraums zugunsten des Umweltverbundes neu aufteilen: Verkehrsberuhigung, ein Netz aus komfortablen, breiten und sicheren Radwegen, Busspuren, gute Fahrradabstellanlagen, Fahrradstationen und Leihradsysteme – auch für Lastenräder.
- Auch das Straßenverkehrsrecht muss in diese Richtung grundlegend überarbeitet werden: Regeln und Gesetze dürfen nicht länger die »Flüssigkeit des Autoverkehrs« favorisieren. Dazu gehört die Einführung von Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit in Ortschaften (Tempo 50 nur noch an entsprechend ausgeschilderten Hauptverkehrsstraßen).
- Auf allen Ebenen der Regierung und Verwaltung (von den Kommunen bis zum Bund) braucht es kompetente »Radverkehrsbeauftragte«.
- Mehr Geld und mehr Demokratie für eine wirkliche Verkehrswende und eine bessere Fahrradinfrastruktur. Das bundesweite Radwegenetz soll zügig ausgebaut werden. Dazu soll der Bund einen kommunalen Verkehrswendefonds (mind. zwei Milliarde Euro pro Jahr) auflegen, mit dem die Umbau-Projekte gefördert werden. Über die Umbaumaßnahmen selbst muss vor Ort entschieden werden. Bürgerinitiativen und Verbände sollen dabei ein Initiativrecht bekommen.
- Der Bund soll Forschung und Entwicklung sowie den Ausbau von alternativer Stadtlogistik finanziell fördern und den rechtlichen Rahmen dafür schaffen. Dazu gehören: Güterbahnhöfe, dezentrale Verteilerstellen, Gütertrams, E-Lastenräder und kleine E-Lkw speziell für Paket- und Lieferdienste, Pflegedienste und das Handwerk.
Zum Thema:
Positionspapier der Linksfraktion zu bundespolitischen Maßnahmen für den Fahrradverkehr
>> Langfassung (12 S.); >> Kurzfassung (2 S.)