Dorothée Menzner in Japan: 19.02.2012: Provinz Fukui
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- 19 Februar 2012
Danach geht es zu einem shintoistischen Tempel in der Nähe. Der Tempel ist rund 1300 Jahre alt. Der leitende Priester hat uns eingeladen. Er leistet seit 40 Jahren Widerstand gegen Atomenergie und hat zumindest für seine Gemeinde erreicht, dass kein (ursprünglich geplanter) Reaktor realisiert wurde. Leute wie er erfahren inzwischen, nach dem Desaster von Fukushima, viel Zustimmung und Anerkennung in der Bevölkerung. Zwischenzeitlich sind rund 70% der Japaner für einen schnellstmöglichen Atomausstieg. In den Jahrzehnten davor wurden Menschen wie er eher verlacht und als Spinner abgetan.
Er empfängt uns in einem Audienzraum des Klosters. Klassisch auf Tatamimatten nehmen wir Platz. In der Mitte des Raumes brennt das Holzkohlenfeuer und spendet mäßig Wärme, während draußen die Schneeflocken fallen. Neben örtlichen Anti-AKW-Aktivisten hat er Medienvertreter eingeladen, die sehr zahlreich gekommen sind. Wir diskutieren die Fragen des Atomausstiegs und der Gründe, wieso jenseits des Risikos eines GAUs diese Technik grundsätzlich abzulehnen ist. Die Aktivisten und die Presse haben auch umfangreiche Fragen an mich. Der Wissensdurst ist immens, hat doch bis vor 11 Monaten die Gehirnwäsche FÜR die Atomtechnik nahezu hundertprozentig gewirkt und von daher besteht enormer Nachholbedarf an Wissen und Information - auch für die Medienvertreter.
Dass er und die anderen Aktivisten nun froh sind, über meinen Besuch mediale Aufmerksamkeit zu erreichen, freut mich. Die Begegnung ist nicht nur wegen der Räumlichkeit beeindruckend, sondern alle Aktivisten und vor allem der Priester hinterlassen einen tiefen menschlichen Eindruck bei mir. Voll der vielfältigen Eindrücke des Tages machen wir uns auf den Weg nach Osaka.