Fracking: Gefährliche Bohrungen nach neuen Erdgasquellen
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- 9 März 2011
Bundesregierung äußert sich erstmals vor dem Bundestag zum Thema Fracking
Brennende Wasserhähne, vergiftetes Trinkwasser und Erdbeben – dies sind nur einige der bekannt gewordenen Folgen vom sogenannten Fracking, einer neuen Methode zur Erschließung von Erdgasvorkommen. Was in den USA bereits seit einigen Jahren Realität ist, soll nun in Deutschland beginnen. Denn auch hier suchen seit einigen Monaten große Energiekonzerne wie Exxon Mobil, Wintershall oder BNK Petroleum nach neuen Erdgasquellen. Es geht um sogenanntes unkonventionelles Erdgas, das im Gestein eingeschlossen ist. Dieses Schiefergas kann nur mit Hilfe der aufwändigen und hochriskanten Methoden des Hydraulic Fracturing – kurz Fracking – gefördert werden. Dabei wird eine Flüssigkeit mit hohem Druck in die Tiefe gepumpt, um das gastragende Gestein aufzubrechen. Gefahren gehen vor allem von der Frac-Flüssigkeit aus. Denn diese enthält Chemikalien, die das Trinkwasser vergiften können. Das Giftgemisch fällt in großen Mengen an: Ein Teil bleibt nach dem Frac-Vorgang im Untergrund. Ein anderer Teil wird wieder an die Oberfläche befördert und muss dort transportiert und entsorgt werden.
In den USA mehren sich mittlerweile die Zweifel, ob das Verfahren tatsächlich so sicher ist, wie es die Konzerne behaupten. Nach vielen Meldungen über vergiftetes Trinkwasser und andere Umweltschäden kommt nun auch die Sorge vor einer radioaktiven Verseuchung hinzu. Die Proteste gegen die Vorhaben der Energiekonzerne weiten sich immer mehr aus. Im Bundesstaat New York wurde mittlerweile ein Moratorium für weitere Gasbohrungen verhängt. Die Stadt Buffalo, die zweitgrößte Metropole im Staat New York, hat die Bohrungen sogar verboten. Auch in anderen Ländern, in denen Gasbohrungen durchgeführt wurden oder geplant sind, formiert sich der Widerstand. In Südfrankreich zum Beispiel gingen Ende Februar etwa 15.000 Menschen auf die Straße, um gegen Fracking zu demonstrieren.
In Deutschland hat die Suche nach unkonventionellen Erdgasquellen gerade erst begonnen. Hier haben sich die Konzerne auf der Suche nach Gas zunächst die Regionen aufgeteilt. In Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg wurden bereits die Claims abgesteckt, so dass die Konzerne dort Probebohrungen beantragen können. Besonders betroffen ist das Münsterland. Dort will Exxon Mobil in den Orten Nordwalde, Drensteinfurt und Borkenwirthe den Untergrund erkunden. Doch auch hier regt sich Protest, die Betroffenen vor Ort organisieren sich in Bürgerinitiativen. Dadurch gerät das Thema mehr und mehr in die Öffentlichkeit und erreicht so auch die Politik. In Nordrhein-Westfalen verlangt die zuständige Bezirksregierung mittlerweile, dass die Konzerne eine wasserrechtliche Genehmigung vorlegen – immerhin ein kleiner Erfolg für den Widerstand.
Am Mittwoch, den 16.4. wird sich die Bundesregierung erstmals zum Thema Fracking im Umweltausschuss des Bundestages äußern. Ein gemeinsamer Vorabbericht aus Umweltministerium und Wirtschaftsministerium lässt aber schon jetzt vermuten, dass die Regierung versuchen wird, die möglichen Umweltschäden durch Fracking abzuwiegeln. Schließlich – so der Bericht – lägen noch keine „wissenschaftlich fundierte[n] Erkenntnisse“ zu den Umweltauswirkungen vor. Ein ausführlicher Kommentar zum Bericht der Bundesregierung folgt.
Weitere Informationen:
Interessengemeinschaften "Gegen Gasbohren" - sehr informative Webseiten mehrerer Bürgerinitiativen gegen Fracking
Fracking - Gefahren durch Gasbohren!! - online-Kampagne gegen Fracking
Kurzstudie "Unkonventionelles Erdgas" - Studie von Dr. Werner Zittel (Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH) im Auftrag der EnergyWatchGroup und ASPO Deutschland