Was haben eigentlich der Yasuni-Regenwald in Ecuador und die „Alten Buchenwälder Deutschlands“ gemeinsam?
- Details
- 25 November 2011
Der Yasuni-Nationalpark in Ecuador ist ungefähr so groß wie der Barnim und die Uckermark zusammen und gehört zu den artenreichsten Gebieten. Hier konzentriert sich die höchste Artenvielfalt an Amphibien-, Säugetier-, Vogel- und Pflanzenarten im ganzen Amazonasgebiet. Der Yasuni ist eine Schatzkammer der biologische Vielfalt für unsere Erde.
Und die „Alten Buchenwälder Deutschlands“? Sie sind erst im letzten Sommer durch die zum Weltnaturerbe erklärt worden. Das sind 4.400 Hektar Buchenwald, fast so groß wie der Barnim und die Uckermark, aber auf fünf Regionen Deutschlands verteilt und die wertvollsten Relikte großer naturnaher Buchenwälder, die wir in Deutschland haben. Bei mir in der Uckermark gehört der Grumsiner Wald dazu. Um auf die Weltnaturerbe-Liste der UNESCO zu gelangen, muss ein Gebiet schon für die Welt besondere und einzigartige Naturwerte besitzen. Beide, der Yasuni-Regenwald und die „Alten Buchenwälder“ sind wertvolle, wenn auch ganz unterschiedliche Schutzgebiete, über beide wurde in den letzten Monaten viel gesprochen. Und für beide finden wir nicht einen müden Euro im Haushaltsplan des Bundes.
Dass wir Banken retten, daran sind wir schon gewöhnt. Etwas von diesen Anstrengungen wünschte ich mir auch für die Rettung der Naturwerte. Im Yasuni geht es darum, ob der Regenwald unwiederbringlich für ein weiteres Öl-Feld verloren geht. Und es geht auch um die Glaubwürdigkeit Deutschlands.
Warum? Ecuador hat den Vorschlag gemacht, das Öl zugunsten Klimaschutz und biologische Vielfalt im Boden zu lassen. Bedingung: Ecuador will, dass die Hälfte der Einnahmen, auf die das Land verzichtet, als internationaler solidarischer Ausgleichsbetrag in einen Treuhandfonds eingezahlt wird. Die Welt war begeistert. Und der Bundestag fasste schon 2008 den Beschluss, dafür Gelder bereitzustellen.
Unterdessen gibt es zwar einen UN-verwalteten Treuhandfonds, aber eben auch einen Entwicklungsminister Niebel, der diese einzigartige Initiative für Klima- und Naturschutz und für die Menschen mit ihrer traditionellen Lebensweise blockiert. Aber es regt sich Widerstand, und die Stimmen werden lauter, die zu recht die Einlösung der gemachten Zusagen von der Bundesregierung fordern. Denn für die Bevölkerung Ecuadors liegt viel Hoffnung darin, dass erstmals der Wert des Regenwaldes über den Wert des Öls gestellt werden soll. Davon habe ich mich vor wenigen Wochen in Ecuador selbst überzeugt.
Nun noch einmal zurück zu den “Alten Buchenwälder Deutschlands“: Die Regierung betont seit der Anerkennung zum Weltnaturerbe immer wieder, wie stolz sie darauf sei. Im Haushaltplan schlägt sich das leider nicht nieder. Dabei sind mit dem Weltnaturerbe verschiedene, auch internationale Aufgaben verbunden. Die machen sich nicht einfach von alleine. Sicher, die Situation ist mit der Dramatik von Yasuni nicht vergleichbar, denn die Buchenwälder gehen uns nicht gleich verloren. Trotzdem haben wir auch hier Verpflichtungen. Und es ist schon befremdlich, wenn, bei allem Stolz, das Wort Weltnaturerbe nicht einmal als Begriff, auch nicht mit Suchfunktion, in diesem Haushaltsplan zu finden ist.
So gefährdet wie unsere Natur heute ist, können wir gar nicht genug tun für Naturschutz und Naturverständnis. Das muss sich irgendwann auch im Haushaltsplan widerspiegeln, und das haben wir LINKE in der Haushaltsdebatte auch eingefordert.