Was uns der Genossenschaftsgedanke heute sagen könnte

In einem historischen Jahr 2010 wäre ein wichtiger Jahrestag fast untergegangen: der 25. April vor 50 Jahren, also 1960. An diesem Tag erfolgte der Beschluss der DDR-Volkskammer über die Vereinigung aller Bauern in Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG). Er setzte den Schlusspunkt unter eine „Sozialistischer Frühling“ genannte politische Kampagne. Stand vorher das Werben um den Eintritt in die LPG im Vordergrund, wurde von Januar bis April 1960 erheblicher Druck ausgeübt, um die Vollgenossenschaftlichkeit vorfristig zu erreichen, die erst für die Mitte der 1960er Jahre geplant war. Dabei ging es ursprünglich um die dringend notwendige Steigerung der Leistung und der Effizienz der Landwirtschaft zur Verbesserung der Versorgung der Bevölkerung. Dazu waren mehr Zusammenarbeit und die Überwindung der (oft erst durch die Bodenreform entstandenen) kleinbäuerlichen Agrarstruktur notwendig.

 

Ein „Strukturwandel“ ist auch aktuell ein drängendes agrarpolitisches Thema. Mit dem Unterschied, dass heute damit ein Höfesterben sprachlich kaschiert wird, bei dem kleinbäuerliches Eigentum durch den weltweiten spekulativen Handel mit Nahrungsmitteln und Ackerflächen in rasanter Geschwindigkeit enteignet wird. Oft zu Gunsten nicht-landwirtschaftlicher Kapitalgeber. Wäre im Frühling 1960 die strikte Freiwilligkeit als Prinzip durchgehalten worden, die schon Friedrich Engels gefordert hatte, könnten die Erfahrungen von damals eine gute Grundlage für die Suche nach alternativen Lösungen heute bieten.

Aber es ging damals auch um die sozialistische Umgestaltung, die auch vor dem Dorf nicht Halt machen sollte. Daher gerieten auch gut gehende mittelbäuerliche Wirtschaften in das Visier, die es nach dem Krieg zu bescheidenem Wohlstand gebracht hatten und deren Willen zu genossenschaftlichem Wirtschaften sehr begrenzt war. Dieser Widerstand wurde teilweise mit inakzeptablen Mitteln gebrochen, die das richtige Ziel unbestritten langfristig beschädigt haben. Die LPG-Gründungen aber auf diese Opfer zu reduzieren, wie auf dem geplanten Gedenkstein des Bauernbundes in Kyritz, wird weder den historischen Vorgängen noch den aktuellen Herausforderungen gerecht.

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