Pflanzenschutzmittel Glyphosat weiter beschränken
- Details
- 22 Mai 2015
Für den Parlamentarischen Staatssekretär Peter Bleser (Union) vom Bundesagrarministerium ist die Welt in Ordnung. Auch wenn Krebs-Spezialisten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Pflanzenschutzmittel-Wirkstoff Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ einstufen, muss das ja nicht stimmen. Und selbst wenn eine Koalitions-Abgeordnete von der SPD meint, er wäre „hochgiftig und gefährlich“, heißt das für ihn noch lange nichts. Der beamtete Staatssekretär Kloos setzte der Verharmlosung noch eins drauf. Er behauptete, die WHO-Experten hätten Kaffee und Glyphosat derselben Bewertungskategorie zugeordnet – was nicht stimmt.
Es ging in dieser Ausschussdebatte um das Pflanzenschutzmittel Nr. 1 auf der Welt. Aufgrund vielfältiger Berichte zu gesundheitlichen und ökologischen Risiken hatte die Linksfraktion bereits im Juni 2014 den Antrag (18/1873) an den Deutschen Bundestag gestellt, die Zulassung für diesen Wirkstoff so einzuschränken, dass im Vorsorgegedanken zumindest die risikoreichen und verzichtbaren Anwendungen verboten werden. Dazu gehört die als „Sikkation“ bezeichnete Vorerntebehandlung, über die Glyphosat vor allem in Backwaren gelangt und der Verkauf im Baumarkt an Laien, denn bisher ist der Unkrautvernichter auch im Haus- und Kleingartenbereich zugelassen. Außerdem wollen wir ein Forschungsprogramm zu den Ursachen der häufigen Nachweise von Glyphosat im menschlichen Urin und zu den Folgen.
Das waren unsere Forderungen nach dem Kenntnisstand im Sommer 2014. Hinweise auf Krebserkrankungen durch Glyphosat gab es zwar schon damals, doch in einem Fachgespräch mit allen relevanten Bundesoberbehörden wurde weitgehend Entwarnung gegeben. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hatte keinerlei Bedenken: „Es gibt keine fachlich fundierten Hinweise auf mutagene, krebserzeugende, reproduktionsschädigende oder fruchtschädigende Eigenschaften und auch keine Hinweise auf endokrin (hormonell) wirksame Eigenschaften“.
Doch im Frühjahr 2015 stufte die Agentur für Krebsforschung der WHO als erste Behörde Glyphosat in die zweithöchste Gefahrenklasse ein. Sie beruft sich dabei auf drei epidemiologische Studien aus den USA, Kanada und Schweden.
Auch wenn die Prüfung dieser Bewertung durch die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA noch aussteht, kann man nach unserer Überzeugung eine solche Entscheidung nicht einfach ignorieren. Sollte sich der Verdacht erhärten, sind unsere Forderungen umso dringender, aber eher nur allererste Schritte. Selbst die Wirtschaft handelt jetzt und setzt Glyphosat freiwillig vor die Tür. Die Baumarktkette TOOM listete Glyphosat als erste aus. Wenig später kündigten dies auch zwei Baumarkt-Ketten in der Schweiz an. Und sogar bei der Vernichtung von Koka-Plantagen wird mittlerweile auf Glyphosat verzichtet.
Die Union erschüttert das alles nicht. Sie bleibt bei ihrer Verharmlosung und zwingt die SPD in Mittäterschaft. Nur die Grünen haben unserem Antrag zugestimmt.
Auf EU-Ebene wird es nun spannend. Denn nach 10 Jahren Glyphosat-Zulassung läuft gerade das Routineverfahren zur Zulassung für weitere 10 Jahre. Deutschland als Berichterstatter will bisher „grünes Licht“ geben! Angesichts der unausgeräumten Verdachtsmomente hält DIE LINKE das für unverantwortlich.