»Es ist deine Stadt - grab sie um!«
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- 16 August 2012
- von Jens-Eberhard Jahn
Die alte und die neue Gartenbewegung in Großstädten
In New York, Barcelona, Berlin und anderen Metropolen entstehen seit einigen Jahren städtische Gemeinschaftsgärten. Dieses sogenannte »Urban Gardening« ist längst auch in Leipzig angekommen. Innerstädtische Brachen gibt es hier genug. Und Leipzig ist die Keimzelle des deutschen Kleingartenwesens.
Leipziger Osten. Hier sind die Mieten billig. Auf Spielplätzen wird kistenweise Bier getrunken. Die Gentrifizierung hat diese Gegend noch nicht erreicht. Am S-Bahnhof Anger-Crottendorf steht die Ruine einer Druckmaschinenfabrik. Karl Krause, der Ende des 19. Jahrhunderts die Fabrik gründete, richtete unweit der Produktionsstätte Kleingärten für die Arbeiter ein. Diese Kolonien gibt es immer noch, sie heißen »Grüne Aue«, »Rosenaue«, »Kultur«. Im Kleingärtnerverein Kultur werden zur Vogelbrutzeit Birken gefällt. Laut Kleingartenrecht dürfen Wald- und Parkbäume auf den Parzellen nicht stehen. Andererseits sind Rodungen laut Naturschutzgesetz in der Zeit vom 1. März bis 30. September verboten. Ein Pächter sagt, dass der Vorstand des Kleingärtnervereins ihn zum Fällen der Birke genötigt habe. »Wir sind kulant, was die Einhaltung der Gesetze betrifft. Hauptsache, es sieht ordentlich aus«, erklärt ein Vorstandsmitglied. Der Kleingartenverein als rechtsfreie Diktatur des schlechten Geschmacks?